Warum eine Chronik?
Die Verfasser der nachstehenden Chronik waren bemüht, nach bestem Wissen diese zu erstellen. Grundlage dafür waren in erster Linie die Aufzeichnungen unseres bereits verstorbenen Mitglieds und Ehrenvorsitzenden Philippp Valter. Trotzdem erhebt die Chronik keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das beruht darauf, daß unter anderem durch die beiden Weltkriege die Unterlagen teilweise verbrannt oder vernichtet wurden.
Stolz können wir sagen, unsere Chorgemeinschaft ist der älteste Ortsverein Mühltals. Mit dieser Chronik bieten wir allen Mitgliedern und Freunden des Chorgesangs einen Einblick in die Geschichte unseres Vereins und zeigen deutlich auf, welche Bedeutung unser Verein für die kulturelle Entwicklung hat. Dankbar sind wir gegenüber all jenen Mitmenschen, die sich auch in politisch schweren Zeiten ehrenamtlich um den Verein gekümmert haben und damit einen hervorragenden Beitrag zur Entwicklung beigetragen haben. Gleichzeitig bietet diese Chronik die Möglichkeit, wichtige Ereignisse, Chorveranstaltungen und Jubiläen aus den vergangenen 50 Jahren darzustellen.
Unser Dank geht auch an all diejenigen, die uns mit alten Vereinsdokumenten, original Gründungsprotokollen und Bildern unterstützt haben.
1863
Es gilt als gesichert, daß dieser Arbeiterbildungsverein von Anfang an den vierstimmigen Männergesang pflegte. Damit war die Gründung der Chorgemeinschaft Traisa 1863 e.V. vollzogen.
Erster Vorsitzender war von 1863 bis 1872 Peter Mahr, der erste Dirigent war S. Bender aus Darmstadt, ihm folgte 1872 bis 1873 der Lehrer Weiffenbach aus Nieder- Ramstadt.
Über die Vereinstätigkeit in dieser Zeit ist leider nur wenig überliefert. Fest steht, daß auf Grund der politischen Entwicklung die Aktivitäten weitgehend eingestellt wurden. Mit dazu beigetragen haben die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Preußen und Österreich im Jahr 1866 sowie der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich in den Jahren 1870 / 1871. So kam es, daß im Jahr 1873 Traisas erster Verein wieder auflebte, von nun an unter dem Namen „Gesangverein Eintracht Traisa 1863“. Mit der älteste Urkunde im Vereinsarchiv wurde 1878 die Übernahme der Vereinsstatuten bestätigt.
1878
1907
1913
1924
1927
1932
Jahrhunderts, das Chorsingen großen Zuspruch hatte und somit dem Chorgesang in Traisa enormen Auftrieb gab. Beide Chöre hatten jeweils 40 bis 60 aktive Chorsänger.
Alljährlich wurde an zahlreichen Wertungssingen, Sängerfesten und Jubiläen teilgenommen und auch gern besuchte, eigene Veranstaltungen und Vereinsausflüge durchgeführt. Aus heutiger Sicht waren dies Glanzjahre des Chorgesangs. Glanzjahre die jedoch im gleichen Jahr durch einen politischen Eingriff ein jähes Ende fanden.
1933
Dankenswerter Weise konnten jedoch in einer „Nacht und Nebelaktion“ von einigen Sängern rechtzeitig Teile wichtiger Dokumenten in Sicherheit gebracht werden. So wurde eine Vielzahl vorhandener Urkunden, Dokumente, Ehrengaben, Fotos, Aufzeichnungen, etc. gerettet, die sich all die Jahre im Besitz verschiedener Sängerfamilien befanden. Dieses Schicksal blieb zum Glück den anderen Vereinen erspart. Noch heute wird dieser unglaubliche Vorgang diskutiert.
1934
1939
1941
Neugründung einer Chorgemeinschaft Traisa
Am 11. Mai 1946, dem ersten Jahr nach Kriegsende, erfolgt die Gründung eines eigenständigen Gesangvereins. Das im Archiv vorhandene Protokoll beschreibt den Sitzungsverlauf wie folgt: Die Sänger wollen wieder einen eigenständigen Verein und beschließen im Rahmen einer Hauptversammlung, im Hessischen Hof Traisa, mit 72 Sängern die Gründung einer Chorgemeinschaft von Eintracht und Sängerlust.
Sie geben nach eingehender Diskussion dem Verein den beziehungsreichen Namen: „Eintracht-Sängerlust 1863 Traisa“ (1863 war das Gründungsjahr des ersten Gesangvereins). Zugleich wählt man einen Vereinsvorstand:
1. Vorsitzender: Friedrich Fischer (Rolltor Fischer)
2. Vorsitzender: Franz Rau
Schriftführer: Heinrich Bickelhaupt
Rechner: Karl Schanz
Als Chorleiter engagiert man den jungen Oberstudienrat Wilhelm Poth aus Darmstadt. Mit Tatkraft und Elan wollen die Sänger in den kommenden Jahren nicht nur der Pflege und Erhaltung des Chorgesangs dienen und zeitgemäße Chorliteratur präsentieren, sondern auch junge Menschen für das Chorsingen gewinnen.
1953
1953
Auch nutzten die Verantwortlichen mit beachtenswerter Aufgeschlossenheit jede Möglichkeit, junge Menschen für den Chorgesang zu gewinnen. (Zugleich musste aber auch zur Kenntnis genommen werden, dass sich die Stellung des Sängers nach dem zweiten Weltkrieg gegenüber früheren Zeiten langsam zu verändern begann. Während früher der Besuch einer Singstunde in der Regel die alleinige Möglichkeit einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung und Pflege der Geselligkeit darstellte, hat er heute, bedingt durch ein vielseitiges Freizeitangebot, eine weit größere Wahl an Möglichkeiten.
Ebenso haben sich die Anforderungen an Chorliteratur und Chorgesang, sowie die Art seiner Präsentation gerade in den letzten Jahren deutlich verändert.)
1956
1957
Noch im gleichen Jahr wurde mit den Vorbereitungen für das bevorstehende 100-jährige Jubiläum der Chorgemeinschaft begonnen. Dieses sollte mit Unterstützung aller Ortsvereine zu einem Traisaer Volksfest werden. Zugleich wurde als Zeichen der Zugehörigkeit und Verbundenheit zum Chor, erstmals ein Vereinswappen entworfen, ein Emblem, daß auch noch in heutiger Zeit für die Ehrung von Vereinsmitgliedern genutzt wird.
1963
Der Verein erhält das „Silberschild“ des Hessischen Ministerpräsidenten.
Außerdem wird als höchste Auszeichnung für einen Chor im Rahmen eines Festaktes die „Zelterplakette“ des Deutschen Sängerbundes für 100 Jahre Chorsingen überreicht.
Ein weiterer Höhepunkt ist neben der Fahnenweihe und Übergabe der von den Frauen er aktiven Sängern gestifteten Vereinsfahne das große Freundschaftssingen, an dem über 1000 Chorsänger teilnahmen. Natürlich brachte dies auch wieder die Verpflichtung von Gegenbesuchen mit sich, so daß in den nachfolgenden Jahren an vielen Veranstaltungen der Brudervereine teilgenommen wurde.
Für die Chorsänger zugleich eine gute Möglichkeit, sowohl die Wahl der Chorliteratur der Vereine, als auch den eigenen „Leistungsstand“ und den des Chorleiters zu erkennen.
1965
Eine der wesentlichen Ursachen war sowohl die damals zu Ende gehende Wiederaufbau-Phase der Nachkriegszeit, die den Menschen durch zunehmenden Wohlstand und technischen Fortschritt vielfältige Möglichkeiten ihrer Freizeitgestaltung bot, als auch das mittlerweile umfangreiche Angebot der Sport- und Turn- und kulturtreibenden Vereine, welches zunehmend und vor allem von jungen Menschen angenommen und genutzt wurde.
Betätigungsfelder der Freizeitgestaltung lieferten „frei Haus“ inzwischen auch die Massenmedien, wie Rundfunk, Fernsehen mit ihren vielseitigen Angeboten. Sie gaben jedem die Möglichkeit in allerbester Hifi-Qualität, Musikwünsche zu konservieren und im eigenen Wohnzimmer zu genießen.
Ziehen wir heute – im Jahr 2013 – einen Vergleich, so müssen wir aber auch erkennen, daß sich damals auch beim Liedgut ein wesentlicher Wandel vollzog, nämlich weg von Schubert und Silcher hin zu kalssischer Chorliteratur der bei Chorsängern und Chorleitern leider wenig Beachtung fand. Zugleich wurde aber auch versäumt, mit Aufgeschlossenheit den Kontakt der heranwachenden Jugend zu suchen. Letztlich war deren Auffassung von Chorwahl und Chorsingen, wie auch die Präsentation beim Publikum eine andere. Die Einbindung „von Rhythmusgruppen“ an Stelle von „a capella“ bei Auftritten wurden kaum genutzt.
Dass die Sänger mit der Arbeit ihrer Chorleiter demzufolge nicht immer zufrieden waren, bestätigt auch der fünfmalige Chorleiterwechsels bei der Chorgemeinschaft in diesen Jahren.
1970
Die Chormitglieder sollten, um das zu singen was ihnen Freude macht, bei der Programmgestaltung mitwirken und was auch junge Sangeswillige zum Mitsingen im Chor anregt. Was lag nun näher, als dass die Verantwortlichen des Chores einen Chorleiter suchten, der diese Voraussetzungen erfüllte und bereit war seine musikalische Verantwortung den Chorwünschen anzupassen.
Eine nicht einfache Aufgabe bei einem Chor, der nach über hundert Jahren schwer an der Tradition seiner Vergangenheit zu tragen hatte. Ein Zufall führte hierbei zu Helmut Fürst, Schulleiter der Langener Reichweinschule, Musikpädagoge und auch musikalischer Leiter des Isenburger „Watze Singer Chors“.
Eben diese Chorgruppe sang im Rahmen einer Chormusiksendung des Hessischen Rundfunks und wurde ebenso zufällig von einem Tonbandfreund und Sänger der Traisaer Chorgemeinschaft aufgenommen.
1972
1973
In den kommenden Jahren nahm die Chorgemeinschaft an zahlreichen Veranstaltungen und Jubiläen der benachbarten Chöre teil. Zugleich erhielten – völlig unerwartet und erfreulicherweise – Helmut Fürst und seine Sänger eine Reihe von Angeboten für Chorauftritte in diversen Kurstädten.
Hierzu zählten u. a.:
Kurhaus Algund
Baden Baden
Kurpark Meran, Südtirol
Hessenpark Neu Anspach
Winzerfestival Prag
Bad Salzhausen
Tanzbrunnen Köln
Bad Wildungen
Kurpark Bad Zwischenahn
Als Höhepunkte folgte schließlich eine mehrtägige Fahrt nach Prag zu einem Gastkonzert bei dem Männerchöre „Typographie“. Dem schloss sich eine Flugreise nach Schäßburg in Siebenbürgen (Rumänien) an. Hier kam es zu einem gemeinsamen Konzert mit dem deutschsprachigen „Schäßburger Kammerchor“ und der Folkloregruppe „Doina Tirnavelor“.
Zugleich feierte die Chorgemeinschaft in den kommenden Jahren gemeinsam mit Helmut Fürst neben dem 110-jährigen, ihr 115-jähriges, 120-jähriges und 125-jähriges Jubiläum. Natürlich wirkten in dieser Zeit bei Jubiläen und anderen Veranstaltungen verschiedene Traisaer Ortsvereine mit.
Die detaillierte Reihenfolge der Auftritte und Chorprogramme während der „Ära“ Fürst, von 1972–1989 wäre an dieser Stelle zu umfangreich. Ausführliche Berichte sind jedoch über das Chorarchiv zugänglich. Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Zusammenarbeit mit Helmut Fürst in diesen 17 Jahren sowohl für Ihn, als auch für die Chorgemeinschaft äußerst erfolgreich waren. Ihm gilt an dieser Stelle großes Dankeschön für sein erfolgreiches Wirken in dieser gemeinsamen Zeit.
1989
Im gleichen Jahr übernahm Heinz Röhrig neben der Leitung des neugegründeten Frauenchors auch die Leitung des Männerchors. Allerdings hatte er eine andere Vorstellung von zeitgemäßer Chorliteratur. Er bevorzugte neben bekannten Komponisten wie beispielsweise Rud Dech, Pappert, Lissmann, um nur einige zu nennen, auch Komponisten der neueren, zeitgemäßen Chormusik, die durch den mittlerweile auch hier stattgefundenen Generationswechsel neuen Schwung in die Chöre brachte.
Dieser Chorgesang erweckte bei Alt und Jung zunehmend auch wieder das Interesse am Chorsingen.
Chorleiter Heinz Röhrig verstand es vorbildlich in den Chorproben diesen Mix an Chören einzuüben und versuchte hierbei durch die Mitwirkung der Chorverantwortlichen, bei der Chorwahl dem Chor die erforderliche Freude am Singen zu vermitteln.
Bereits bei der Weihnachtsfeier stellte sich sowohl der Frauen- und Männerchor als auch der gemischte Chor in ungewohnter Chorstärke und neuem Chorleiter dem Publikum vor und in den folgenden Jahren wirkten diese in gewohnter Weise bei vielen Veranstaltungen in der Gemeinde und bei Chören der Sängerkreise mit.
Bleibt also festzuhalten, dass auch die 90er Jahre für den Verein mit seinem Frauen-, Männer- und vor allem mit seinem gemischten Chor, eine große und erfolgreiche Zeit war. Eine Chorgemeinschaft die sich auch in dem letzten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts bei Jubiläen, bei örtlichen Veranstaltungen sowie bei den Freundschafts- und Prädikatsingen der Sängerkreise als leistungsstarke Chorgemeinschaft präsentieren konnte. In dieser Zeit beschloss der Frauenchor, auf eigene Kosten eine einheitliche Chorkleidung zu beschaffen.
1992
1993
1995
Dafür an dieser Stelle auch ein Dank den Verantwortlichen unserer Mühltalgemeinde für die großartige Unterstützung und letztlich auch dem leider bereits verstorbenen Vorsitzenden Hans Heinrich Richter für sein Engagement bei der Ausbauplanung und den Umbauarbeiten sowie allen Akteuren für ihren vorbildlichen Einsatz.
1997
1998
1999
2000
Der junge Musikpädagoge Matthias Seibert aus Reinheim übernimmt die musikalische Leitung des Frauen- und Männerchors der Chorgemeinschaft Traisa. Hier deutet sich bereits bei der Wahl der Chorliteratur, der Gestaltung der Chorproben und der Präsentation bei Auftritten ein Generationswechsel an. Der erste Auftritt mit Matthias Seibert ist die Teilnahme am Kreis-Wertungssingen in Ober-Ramstadt. Eine willkommene Möglichkeit, den eigenen Leistungsstand mit den anderen Chören zu vergleichen. Das erste Chorkonzert „Musik ist Trumpf“ war gut besucht und traf auch den Geschmack des Publikums.
2001
2002
traditionelles Volksfest das alljährlich von vielen Traisaer Bürgern und seinen Nachbarn gerne besucht wird.
Ein seltenes Ereignis: Die Ehrung des 90 jährigen Wilhelm Delp, dem ältesten aktiven Sänger und Ehrenmitglied der Chorgemeinschaft durch die Gemeinde Mühltal und den Deutschen Sängerbund für 77 Jahre aktives Singen im Chor.
2003
Es wird bewusst moderne Chorliteratur ausgesucht, so unter Anderem Lieder von Abba, Spider Murphy Gang, Pet Shop Boys oder Barbara Streisand.
Die beiden heute noch aktiven Sänger, Fritz Becker (inzwischen Ehrenvorsitzender) und Robert Plößer, werden für 50-jähriges aktives Singen ausgezeichnet.
2006
Im Rahmen dieses Ausflugs findet ein öffentlicher Auftritt im Kurgarten statt. Erwähnenswert ist auch die Teilnahme an einem musikalischen Abend in Roßdorf und zum Abschluss des Jahres ein Chorkonzert unter dem Motto „Lieder die von Herzen kommen“ im Bürgerhaus in Traisa. Hierzu waren 20 Männer und 30 Frauenstimmen auf der Bühne.
2007
2008
2009
Im Programm zum Heinerfest in Darmstadt folgt ein Auftritt beim Rollsportclub in Darmstadt. Mit einem Liederabend wird im Oktober das 20-jährige Bestehen des Frauenchors gefeiert. Bei einem Liederabend in Nieder Ramstadt treten der Männer-, Frauen- und Gemischter Chor mit auf. Im strömenden Regen folgt ein Auftritt auf dem Marktplatz in Zwingenberg.
2010
Mit dem Thema „Schlagerküsse schmecken besser“ findet im Bürgerhaus ein großer Liederabend statt. Zum Workshop geht es diesmal nach Bingen am Rhein. Zu einem weiteren Auftritt kam es bei der Landesgartenschau in Bad Nauheim.
Während der Traisaer Kerb wird erstmals der traditionelle Frühschoppen am Kerbmontag im Sängerheim und nicht auf dem Kerbplatz durchgeführt.
Ein Höhepunkt war der gemeinsame Auftritt mit dem Chor aus Frankenhausen beim Festabend zur Feier der 20-jährigen Wiederkehr der Deutschen Wiedervereinigung. Hier wurde auch die Nationalhymne gesungen.
2011
Zur Eröffnung der Kunstausstellung im Bürgerhaus Nieder Ramstadt singt ebenfalls die Chorgemeinschaft.
Es folgt ein weihnachtliches Freundschaftssingen.
2012
Natürlich bleibt der Wunsch, daß der Verein bereit ist dieses Chorarchiv auch in Zukunft für kommende Generationen zu aktualisieren.